Prunkvoll, sinnenfroh
Von Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt, 03.02.1993

Regisseur Matthias Oldag bedient zusammen mit Juan Leon (Bühne) und Astrid Wiel (Kostüme) die Erwartungen der Opernbesucher aufs beste.
…das Bühnenbild hat majestätische Größe, ist eine Kombination von Feiningers Marktplatz zu Halle mit einer russisch-orthodoxen Ikonenwand.
…Wer Oper genießen möchte, nach Herzenslust mitleiden, sich an Klängen berauschen, dem sie dieser „Boris“ wärmstens ans Herz gelegt.

 

Dem ‚Boris’ wird aufgeholfen
Von Siegfried Weyh, Hessisch-Niedersächsische Allgemeine, 04.02.1993

Das Produktionsteam, angeführt von Matthias Oldag (Regie), Juan León (Bühnenbild), Astrid Weil (Kostüme) und Hans-Peter Frank (musikalische Leitung), weiß sich mit ordnender Hand und einer gemessenen Dosis Phantasie sehr wohl zu helfen. Die Drehbühne läßt die rasche Verwandlung zu (von der Kathedrale zum Grenzübergang zum Privatgemach) und verbildlicht so die offene Dramaturgie des Stückes. Wuchtige Strebepfeiler und kubistische Prospektmalerei künden von Größe und Düsternis. Im weißen Uniformmantel wirkt der falsche Dimitri in Zarenpose wie ein unbeschriebenes Blatt.

 

„Boris Godunow“ in Originalfassung – Großartig singender und agierender Chor
Oper & Tanz, März 1993

…Diesem musikdramatischen Meisterwerk völlig adäquate szenische Lösungen gegeben zu haben, das ist es, was dieser Weimarer Inszenierung in glanzvoller Weise gelang. Dafür sorgten die Bühnenbilder von Juan León, die – bei aller Abstraktion – doch die kupfergetönte Schwere mittelalterlicher russischer Darstellungen besaßen und die sich in der Krönungsszene, dem Zarengemach, der Duma zu wahrer Pracht steigern konnten. Und die herrlichen, die Historie betonenden Kostüme Astrid Wiels erhöhten noch diese optische Opulenz.

 

Ein grandioses Bild der Zeit
Mussorgskis „Boris Godunow“ in einer mitreißenden Inszenierung am DNT Weimar
Von Hans-Jürgen Thiers, Thüringische Landeszeitung, 02.02.1993

…Aber es bleibt zu konstatieren, daß gerade dadurch Einheit und Konzentration einer an üppigen Schauwerten reichen Inszenierung befördert werden (Bühnenbilder mit atmosphärischen Anklängen an russisches Umfeld mit orthodoxem Prunk und Juan Leon), die zweifellos zum Geschlossensten und Überzeugendsten gehört, was das DNT in letzter Zeit auf die Musiktheater–Bühne gebracht hat.

 

Die Farben der Seele sollen sich auf dem Gesicht spiegeln
Von Dr. Ursula Mielke, 02.02.1993

…Er, Matthias Oldag, hat eine geschmackvolle, den Bildern nachspürende Inszenierung aufgebaut, die die Stimmungen der Szenen im Kern treffend illustriert und die Strategie von Nacht zur Nacht mittels imposanter Effekte aufbricht. Die gewaltigen Fassaden der Macht bauen sich aus gegeneinander gerichteten Speerspitzen, realistische Gewänder taumeln in bewegten Volksszenen zwischen Ikonenwänden und abstrakten, stilisierten Farbstrukturen.