Standortfaktor Ratte
Wagnis Historical: Hameln und Rostock bringen in aufwendigen Inszenierungen ihre Stadtgeschichte auf die Bühne
Von Kai Müller, Der Tagesspiegel, 08.04.1999

Durch die Partitur des „C-Man“ weht ein eisiger Wind. Glockenschläge kündigen den Ablauf der Frist an, nach der dem rastlos, umherirrenden Kapitän gestattet sein wird, wieder Land zu betreten, um endlich von der Leibe einer Frau erlöst zu werden. Es verschlägt den Leidgeprüften nach  Balsora wo ein ekelhafter, speichelspuckender Tyrann eine Schreckensherrschaft errichtet hat. Die Stadt verharrt wie gelähmt in einem rasenden, lauten und exzentrischen Stillstand. Denn sie ist von einem tosenden Wasserwall eingeschlossen, den noch kein Mensch zu durchdringen vermochte. So wird die Ankunft des geheimnisvollen Schiffes zu einem Hoffnungszeichen, einem „Glanz im Daten-Dunkel“, wie die Edelhure Nixe beschwörend singt, das sie ihrem Schicksal entreißen könnte. Zwei Städte beugen sich unter das Joch der Despotie, der Verdammte kommt zu den Trostlosen. In Rostock lehrt er sie nichts, sondern verfällt selbst einem düsteren Schweigen, das sich in ebenso düsteren Selbstanklagen Luft zu machen versucht. Der Regisseur Volker Metzler hat mit zahlreichen Tücken zu kämpfen, deren schwerwiegendste die eklatante Handlungsarmut einer trotz allem verworrenen Geschichte ist. So entwirft er eine bis zur Unanständigkeit derbe Endzeit-Parabel, die nicht an apokalyptischen Motiven spart, um die allgemeine Verruchtheit zu bekräftigen und der Wagnerschen Liebeserlösung verständlicherweise nichts mehr abgewinnen kann. Die Musik schwankt zwischen seichten Pop-Balladen und zerklüfteten Akkordgemälden, die kaum für dramatische Spannungsbögen sorgen.

 

Augenzwinkernde Anleihen bei Wagner und Werbung
Braunschweiger Zeitung, 08.03.1999

…Die Zuschauer bedachten manche Szene in der apokalyptischen Stadt (Bühnenbild: Juan León) mit spontanem Beifall…

 

Musical mit Höhen und Tiefen
Von Peter Manfred Wolf, Ostsee Zeitung Rostock, 08.03.1999

Und der Bühne Juan Leóns, die mit ihren gegeneinander laufenden Rädern den wunderbar schwankenden Boden für den gesamten Handlungsablauf lieferte.

 

Rostock will mit „C-Man“ Musical-Stadt werden
Von lmv, Die Welt, 08.03.1999

Viel Beifall für die Rostocker Uraufführung des Musicals „C-Man“ über die Sage des Fliegenden Holländers. Inder modernen Fassung (Komposition: Cong Su) landet der „C-Man“ in der Hafenstadt Balsora, die sich der Tyrann Mega unterworfen hat. Angekommen mit einem Schiff ohne Anker und einem Herzen ohne Hoffnung, wird der Verdammte der Meere doch durch die Liebe des Mädchens Nixe von den Qualen seiner Unsterblichkeit erlöst. Megas Gewaltherrschaft beginnt zu wanken.
Musik und Handlung schöpfen eine breite Scala aus, die von gefühlsbetont bis schrill und überdreht reicht. In Zitaten nimmt das Stück augenzwinkernd Anleihen bei Richard Wagner, aber auch bei Politik und Werbung der Gegenwart. Vor allem junge Leute meinten, mit dem „C-Man“ Rostocks ihr bisher „geilstes Stück“ gesehen zu haben.

 

Vorankündigung der Premiere "C-Man"
Titelseite Rostocker Neueste Nachrichten, 05.03.1999

Titelseite C-Man