Hoffnung im dunklen Stück
Volkstheater fand Leben in Borcherts Totentanz „Draußen vor der Tür“
Von Dietrich Pätzold, Ostsee-Zeitung/Rostocker Zeitung, 29.05.2000
Ruprechts Inszenierung indes ist von Wirkungslosigkeit weit entfernt. Ein Quadrat aus schmalen Laufstegen ragt spitz in den Zuschauerraum hinein, die Bewegung auf ihnen ist ständiges Wagnis. Nach hinten begrenzen verschiebbare Wände, auf denen groß das Wort „Deutsche“ prangt.
In diesem provisorisch und unheimlich zugleich wirkenden Bühnenraum (Ausstattung Juan León) läuft ein fesselndes Spiel ab. Es arbeitet mit Stimmungen und zerstört diese immer wieder durch stechende Akkorde eines Akkordeons, wenn sie in diffuser Gefühligkeit das selbstgerechte Zuschauermitleid ergreifen wollen: Wachheit ist das Grundmerkmal dieses Abends. Er ironisiert die Form eines allegorischen Mysterienspiels, spitzt sie zum Totentanz zu und nutzt sie zugleich als lebhafte Variante epischen Theaters aus.