Verbotene Liebe im Shakespeare-Format
Von Andreas Hillger, Mitteldeutsche Zeitung, 07.05.2002
…In der tänzerischen Untersuchung und Gewichtung dieses Problems liegt die größte Qualität von Galgueras Lesart, die geschickt zwischen intimen Situationen und den repräsentativen Räumen des Bühnenbildners Juan León wechselt. Nicht allein der höfische Tanz, bei dem der spitze Degen die Distanz zwischen den von Pascale Arndtz prachtvoll kostümierten Paaren bestimmt, ist ein treffendes Bild für die Rollenverteilung in dieser patriarchalischen Gesellschaft.
Rundfunkkritik von Dr. Volkmar Draeger, Sendung „Triangel“, mdr, 05.05.2002
Um gleich auf Ihre erste Frage einzugehen: Das Wort vom Dessauer Ballettwunder schient in der Tat nicht zu hoch gegriffen. Seit der junge Kubaner Gonzalo Galguera 1999 das marode Ensemble übernommen hat, ticken dort die Ballettuhren wieder fröhlicher.
…Stichwort Inszenierung: Es ist seine wohl geschlossenste geworden. Ohne jeden modischen Schnickschnack erzählt er die Geschichte der unglücklich Liebenden, klar, konsequent, lebensprall und blutvoll, mit Tempo, bemerkenswertem Gespür für dramatische Schürzungen und gottlob immer auch mit einem gerüttelt Maß an Humor.
…Stimmung erzeugt, das sei fairerweise angefügt, freilich auch das Bühnenbild, eine zwingende, zu beiden Seiten aufstrebende rote Arena, aus der es kein Entrinnen gibt, es sei denn gen Himmel. Heutig wie die Choreografie wirken die Kostüme, selbst wenn beide, Choreografie und Kostüme, die Renaissance zitieren.